Mein Schrebergarten – Vom zugewucherten Fleck bis zur wunderschönen Oase

22. Juni 2021
Schrebergarten - die wunderschöne Oase
Kategorie: Leben

Ich bin so oft bei Spaziergängen mit dem Kinderwagen durch die Kolonien gewandert und habe mir ausgemalt, wie toll das sein muss. Als ich mich dann aber auf die Suche begeben habe, musste ich schnell feststellen, dass es nicht nur ziemlich teuer ist sich in Berlin einen Kleingarten zuzulegen, sondern man auch locker fünf bis zehn Jahre darauf warten kann.

Schon als ich noch in Berlin war, habe ich immer von einem Schrebergarten geträumt

Im April 2019 sind wir mit der ganzen Familie in die Prignitz (meine alte Heimat) gezogen und eine meiner ersten Aktionen war die Suche nach einem Schrebergarten. Das hat zum Glück auch sehr einfach funktioniert. Wir haben uns zunächst an den Kreisverband der Gartenfreunde Prignitz e.V. gewandt und wurden an einen Verein mit freien Parzellen vermittelt. Da in vielen Kleingärten im Umkreis der Leerstand relativ hoch ist, kann man sich auch direkt an seine Wunschanlage wenden. Die Stadt Wittenberge hat beispielsweise alle Vereine mit Ansprechpartnern gelistet und der Kreisverband hat eine Übersichtskarte mit allen Mitgliedervereinen in der Prignitz.

Wir haben daraufhin einen Termin im Waldfrieden e.V. in Wittenberge vereinbart und konnten uns dort alle freien Gärten anschauen. Das waren tatsächlich überraschend viele und die meisten davon nicht gerade in einem „bezugsfertigen“ Zustand. Ein Grund, der leider viele Interessierte daran hindert, einen Schrebergarten zu übernehmen (Spoiler: es lohnt sich aber sowas von). Uns hat es nicht abgeschreckt, im Gegenteil, wir waren sofort begeistert von den zu gewucherten 400qm. Zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnend, wie viel Arbeit wirklich dahintersteckt. Wir mussten ein wenig warten, bis die Übergabe mit dem Vorbesitzer geklärt war und schon konnte es richtig losgehen.

Schrebergarten Ursprungszustand
Ursprungszustand

Das erste, sehr anstrengende Jahr

Bei unserem ersten Arbeitseinsatz haben wir die komplette Laube entrümpelt und das mittlerweile fast einen Meter hohe Gestrüpp im gesamten Garten mit der Sense bearbeitet. Danach folgten noch viele weitere Arbeitseinsätze, es gab einiges zu tun. Die Laube musste gründlich gereinigt und eingerichtet werden, es wuchs überall Unkraut und der Rasen war komplett vertrocknet.

Nach einigen Wochen schweißtreibender Arbeit haben wir es bis zum Sommer 2019 trotzdem geschafft, einen Ort zum Entspannen für uns und die Kinder einzurichten. Zwar ohne Rasen dafür aber mit Sandkasten, Sitzecke und Pool. Auch wenn es damals noch sehr provisorisch war, hat es sich nach und nach wie ein zweites Zuhause angefühlt und machte für uns vieles einfacher. Wer kleine Kinder hat weiß, wie aufwendig die kürzesten Ausflüge sein können und was man dafür alles zusammenpacken muss (Sonnencreme, Getränke, Essen, Buddelsachen, Wechselsachen, etc.). Nun hatten wir unseren Schrebergarten, in dem wir alles lagern konnten, was wir brauchten. Spontane Besuche im Garten waren jederzeit möglich.

Sommer 2019

Von der Sandwüste zum Schrebergarten

Als sich der Sommer dem Ende entgegen neigte, haben wir mit der anstrengendsten und nervigsten Arbeit begonnen. Damit wir im nächsten Sommer endlich statt einer Sandwüste einen schönen Rasen haben, mussten wir ca. 200qm Fläche umgraben und anschließend ausharken. Das Ganze zog sich über mehrere Wochen und hat wirklich überhaupt keinen Spaß gemacht.

Gelohnt hat es sich aber in jedem Fall, denn im folgenden Frühjahr zeigte sich endlich eine zarte Rasenschicht und die ersten Blumen blühten. Auch wenn es im zweiten Jahr immer noch einiges zutun gab und der Garten vom heutigen Zustand noch weit entfernt war, ging es endlich los mit der eigentlichen Gartenarbeit. Wir haben eine Kräuterspirale gebaut, die uns nun fast ganzjährig mit frischen Kräutern versorgt. Außerdem konnten wir endlich Beete anlegen, eine Blumenwiese aussäen und das Gewächshaus bestücken. Das hat so gut getan nach fast einem Jahr der Vorbereitung.

Gartentransformation

Man könnte sagen, dass wir im zweiten Jahr so richtig im Garten angekommen sind. Wir hatten uns mittlerweile sogar an die Kommentare der Gartennachbarn gewöhnt. Denn egal, ob man Kartoffeln in das Beet bringt oder einen Küchenschrank baut, es gibt immer (gut gemeinte) Ratschläge. Das ist mit Sicherheit etwas speziell am Anfang aber es gehört wohl in einem Kleingartenverein dazu. Außerdem kann man sich immer auf die Hilfe und Unterstützung der Gartenfreunde verlassen.

Ein Sommer wie aus dem Bilderbuch

Der Sommer 2020 war dann einfach wunderschön. Wir haben gebadet, entspannt, gepicknickt, geerntet und so viele herrliche Stunden dort verbracht. Ein Wochenende, das ich mit Leo (meinem mittlerweile sechsjährigen Sohn) dort verbracht habe, hat sich besonders in meiner Erinnerung verankert. Wie er dort abends auf der Rutsche im Grünen saß, sich die Zähne geputzt und dabei den Sonnenuntergang bewundert hat. Es ist ein bisschen wie früher, hier ist die Zeit stehen geblieben und man besinnt sich auf das Wesentliche.

Die Ernte

Und genau das hat unglaubliche Glücksgefühle in mir ausgelöst. Insbesondere war das für mich zu beobachten, wie die winzigen Pflänzchen plötzlich riesig wurden und so viele Früchte trugen. Ich habe das erste Mal in meinem Leben eine Mahlzeit mit ausschließlich selbstangebauten Lebensmitteln zubereitet. Der Geschmack! Es ist einfach nicht vergleichbar mit dem Obst und Gemüse aus dem Supermarkt. Ich würde auch sagen, dass wir uns dadurch im Sommer und Herbst besonders gesund ernährt haben. Man hat eine ganz andere Wertschätzung und für die Kinder ist es einfach toll im Garten rumzulaufen und überall zu naschen.

Vom Kleingarten zur Oase

Jetzt im dritten Jahr, also nach zwei intensiven und arbeitsreichen Jahren, ist unser Schrebergarten zu einer wunderschönen Oase geworden. Wir haben im Frühjahr sogar spontan noch die Laube komplett renoviert und es fühlt sich nun eher an wie eine kleine Wohnung. Dazu kommt, dass in mir eine riesige Leidenschaft für das Gärtnern entbrannt ist. Ich habe so viel Freude daran mich mit Pflanzen und allem drum herum zu beschäftigen. Seit März stehen alle Fensterbretter in meiner Wohnung voll mit der Anzucht, die teilweise schon in den Garten umgezogen ist und teilweise noch darauf wartet.

Freude und Abenteuer

Abgesehen davon, bietet die Gartenanlage für die Kinder wunderbare Abenteuer. Sie können sich völlig frei bewegen, haben Freunde gefunden und beobachten Regenwürmer, Schnecken oder Insekten. Sie sind ausgelassen und trotzdem entspannt. Auch auf mich hat der Garten eine extrem wohltuende Wirkung. Unkraut zupfen, Erdbeeren pflücken oder Rasenmähen ist fast schon meditativ. Ich habe erst vor kurzem gelesen, dass Gartenarbeit so beruhigend ist, weil man sich über die Arbeit am Boden erdet. Das macht total Sinn und kann ich absolut bestätigen.

Ich habe noch so viele Ideen, beschäftige mich mit dem Thema naturnaher Garten und das Zusammenwirken von Nützlingen, Schädlingen, etc. Im nächsten Jahr plane ich Mischkulturen und ein Heilkräuterbeet. Ich taste mich Schritt für Schritt ran, langweilig wird es definitiv nie.

Ich lege jedem, der Interesse am Gärtnern hat, wärmstens ans Herz es auszuprobieren. Auch wenn sehr viel Arbeit dahintersteckt, es zahlt sich doppelt und dreifach aus.

Geboren und aufgewachsen in der Prignitz ist Anne, wie der Großteil ihres Umfeldes, nach dem Abi weggezogen. Zum studieren und arbeiten ging es von Hamburg über Frankreich nach Berlin. Mittlerweile ist sie als Mama von zwei Kindern zurück in Wittenberge. Sie verbringt jede freie Minute in ihrem geliebten Schrebergarten und arbeitet als Projektkoordinatorin bei der Kreisverwaltung in Perleberg.

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